...der glänzenden Ars Nova Copenhagen...
Arvo Pärt: Creator SpritusDirk Wieschollek, Fono Forum, Mai 2012
Saturday, 28. April
Paul Hillier unterhält gute Kontakte zur nord-osteuropäischen Musikszene, die bekanntlich ein besonders inniges Verhältnis zur Vokalmusik pflegt. Hilliers aktuelle Produktion mit Theatre of Voices und der glänzenden Ars Nova Copenhagen kommt nach Berios wuseligen ”Comic-Strips” wieder betont ’untheatralisch’ daher: Sie widmet sich vor allem jüngeren A-cappella-Kompositionen Arvo Pärts. Dies geschieht so brilliant wie unprätentiös. Die geistlichen Chorstücke zeigen den estnischen Komponisten dabei gewohnt minimalistisch und spirituell, beinhalten in der bekannten Synthese aus östlicher Volksmusik und Liturgie aber auch Überraschungen.
So folgt das tänzerische ”Peace Upon You, Jerusalem” (2002) in einer für Pärt ungewohnt illustrativen Weise der Textvorlage aus dem Psalm 122. Genau umgekehrt halt es die Motette “Most Holy Mother Of God” (2003) und wiederholt wie eine Gebetsformel eine einzige Textzeile. Verblüffend chromatisch geht es im “Wallfahrtslied” (1996) zu, während die durhaltigen Klangflächen des “Solfeggio” (1964) in der Bearbeitung für Streichquartett auf verblüffende Weise vor Ohren führen, dass Pärt lange vor seiner Bekehrung zum Dreiklang schon ein Zeremonienmeister der Kargheit war.
Sehr hübsch vorgetragen: das volkstümliche schlichter Charme exemplarisch für den Geist der ganzen Einspielung einstehen kann, die sich als atmosphärisch dichtes Gesamtpaket präsentiert. Auch Pärts Hauptwerk, das “Stabat Mater”, lässt als Fassung für drei Solisten und Streichtrio keine Wünsche offen.